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Text File | 1996-09-18 | 110.3 KB | 2,150 lines |
- Das Evangelium nach Johannes.
-
- \1\
- Das ewige Wort.
-
- $1$ Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das
- Wort war Gott. $2$ Dieses war im Anfang bei Gott. $3$ Alles
- wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines,
- das geworden ist.
-
- $4$ In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der
- Menschen. $5$ Und das Licht scheint in der Finsternis, und die
- Finsternis hat es nicht erfaβt.
-
- \1\
- Die Fleischwerdung des Wortes.
-
- $6$ Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes.
- $7$ Dieser kam zum Zeugnis, daβ er zeugte von dem Licht, damit
- alle durch ihn glaubten. $8$ Er war nicht das Licht, sondern
- [er kam,] daβ er zeugte von dem Licht. $9$ Das war das
- wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen
- erleuchtet. $10$ Er war in der Welt, und die Welt wurde durch
- ihn, und die Welt kannte ihn nicht. $11$ Er kam in das Seine,
- und die Seinen nahmen ihn nicht an; $12$ so viele ihn aber
- aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden,
- denen, die an seinen Namen glauben; $13$ die nicht aus Geblüt,
- noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des
- Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
-
- $14$ Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir
- haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines
- Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. - $15$
- Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von
- dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er war eher
- als ich. - $16$ Denn aus seiner Füllehaben wir alle empfangen,
- und [zwar] Gnade um Gnade. $17$ Denn das Gesetz wurde durch
- Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus
- Christus geworden. $18$ Niemand hat Gott jemals gesehen; der
- eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoβ ist, der hat [ihn]
- kundgemacht.
-
- \1\
- Des Täufers Zeugnis über sich.
- #
- vgl. Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; Lk 3,1-18.
- #
- $19$ Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus
- Jerusalem Priester und Leviten sandten, damit sie ihn fragen
- sollten: Wer bist du? $20$ Und er bekannte und leugnete nicht,
- und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. $21$ Und sie
- fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sagt: Ich bin}s
- nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. $22$ Sie
- sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben denen,
- die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? $23$ Er
- sprach: Ich bin die `Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht
- gerade den Weg des Herrn, wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.
- $24$ Und sie waren abgesandt von den Pharisäern. $25$ Und
- sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du denn, wenn du
- nicht der Christus bist, noch Elia, noch der Prophet? $26$
- Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser;
- mitten unter euch steht, den ihr nicht kennt, $27$ der nach
- mir kommt, und ich bin nicht würdig, ihm den Riemen seiner
- Sandale zu lösen. $28$ Dies geschah zu Bethanien, jenseits des
- Jordan, wo Johannes taufte.
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- \1\
- Des Täufers Zeugnis über Jesus.
- #
- vgl. Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21.22.
- #
- $29$ Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und
- spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt
- wegnimmt. $30$ Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir
- kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich.
- $31$ Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar
- werde, deswegen bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen. $32$
- Und Johannes bezeugte und sprach: Ich schaute den Geist wie eine
- Taube aus dem Himmel herabfahren, und er blieb auf ihm. $33$
- Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser
- zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den
- Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit
- Heiligem Geist tauft. $34$ Und ich habe gesehen und habe
- bezeugt, daβ dieser der Sohn Gottes ist.
-
- \1\
- Die ersten Jünger.
-
- $35$ Am folgenden Tag stand Johannes wieder da und zwei von
- seinen Jüngern; $36$ und hinblickend auf Jesus, der umherging,
- spricht er: Siehe, das Lamm Gottes! $37$ Und es hörten ihn die
- zwei Jünger reden und folgten Jesus nach. $38$ Jesus aber
- wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was
- sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi - was übersetzt heiβt:
- Lehrer -, wo hältst du dich auf? $39$ Er spricht zu ihnen:
- Kommt, und ihr werdet sehen! Sie kamen nun und sahen, wo er sich
- aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte
- Stunde. $40$ Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer
- von den zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm
- nachgefolgt waren. $41$ Dieser findet zuerst seinen eigenen
- Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden
- - was übersetzt ist: Christus. $42$ Und er führte ihn zu
- Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn
- des Johannes; du wirst Kephas heiβen - was übersetzt wird:
- Stein.
-
- $43$ Am folgenden Tag wollte er nach Galiläa aufbrechen, und
- er findet Philippus; und Jesus spricht zu ihm: Folge mir nach!
- $44$ Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des
- Andreas und Petrus. $45$ Philippus findet den Nathanael und
- spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose in dem
- Gesetz geschrieben und die Propheten, Jesus, den Sohn des
- Joseph, von Nazareth. $46$ Und Nathanael sprach zu ihm: Kann
- aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm
- und sieh! $47$ Jesus sah den Nathanael zu sich kommen und
- spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein
- Trug ist. $48$ Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich?
- Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe Philippus dich rief, als
- du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. $49$ Nathanael
- antwortete und sprach: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist
- der König Israels. $50$ Jesus antwortete und sprach zu ihm:
- Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst
- du? Du wirst Gröβeres als dies sehen. $51$ Und er spricht zu
- ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel
- geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf
- den Sohn des Menschen.
-
- \2\
- Hochzeit zu Kana.
-
- $1$ Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa;
- und die Mutter Jesu war dort. $2$ Es war aber auch Jesus mit
- seinen Jüngern zu der Hochzeit geladen. $3$ Und als es an Wein
- mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein.
- $4$ Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen,
- Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. $5$ Seine Mutter
- spricht zu den Dienern: Was er euch sagen mag, tut. $6$ Es
- waren aber sechs steinerne Wasserkrüge dort aufgestellt, nach
- der Reinigungssitte der Juden, wovon jeder zwei oder drei Maβ
- faβte. $7$ Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit
- Wasser! Und sie füllten sie bis oben an. $8$ Und er spricht zu
- ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister! Und sie
- brachten es. $9$ Als aber der Speisemeister das Wasser
- gekostet hatte, das Wein geworden war - und er wuβte nicht,
- woher er war, die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten,
- wuβten es -, ruft der Speisemeister den Bräutigam $10$ und
- spricht zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor,
- und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren; du
- hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. $11$ Diesen Anfang
- der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine
- Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.
-
- $12$ Danach ging er hinab nach Kapernaum, er und seine Mutter
- und seine Brüder und seine Jünger; und dort blieben sie nicht
- viele Tage.
-
- \2\
- Tempelreinigung.
- #
- vgl. Mt 21,12-17; Mk 11,15-19; Lk 19,45-48.
- #
- $13$ Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus ging hinauf
- nach Jerusalem. $14$ Und er fand im Tempel die Ochsen- und
- Schaf- und Taubenverkäufer und die Wechsler sitzen. $15$ Und
- er machte eine Geiβel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel
- hinaus, auch die Schafe und die Ochsen; und die Münzen der
- Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um; $16$ und
- zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmt dies weg von hier,
- macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus! $17$
- Seine Jünger gedachten daran, daβ geschrieben steht: `Der Eifer
- um dein Haus verzehrt mich. $18$ Die Juden nun antworteten und
- sprachen zu ihm: Was für ein Zeichen [der Vollmacht] zeigst du
- uns, daβ du dies tust? $19$ Jesus antwortete und sprach zu
- ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn
- aufrichten. $20$ Da sprachen die Juden: Sechsundvierzig Jahre
- ist an diesem Tempel gebaut worden, und du willst ihn in drei
- Tagen aufrichten? $21$ Er aber sprach von dem Tempel seines
- Leibes. $22$ Als er nun aus den Toten auferweckt war,
- gedachten seine Jünger daran, daβ er dies gesagt hatte, und sie
- glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
-
- $23$ Als er aber zu Jerusalem war, am Passah, auf dem Fest,
- glaubten viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die
- er tat. $24$ Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
- weil er alle kannte $25$ und nicht nötig hatte, daβ jemand
- Zeugnis gebe von dem Menschen; denn er selbst wuβte, was in dem
- Menschen war.
-
- \3\
- Gespräch mit Nikodemus.
-
- $1$ Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen
- Nikodemus, ein Oberster der Juden. $2$ Dieser kam zu ihm bei
- Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, daβ du ein Lehrer
- bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun,
- die du tust, es sei denn Gott mit ihm. $3$ Jesus antwortete
- und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand
- nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht
- sehen. $4$ Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch
- geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in
- den Leib seiner Mutter eingehen und geboren werden? $5$ Jesus
- antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht
- aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich
- Gottes eingehen. $6$ Was aus dem Fleisch geboren ist, ist
- Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. $7$
- Wundere dich nicht, daβ ich dir sagte: Ihr müβt von neuem
- geboren werden. $8$ Der Wind weht, wo er will, und du hörst
- sein Sausen, aber du weiβt nicht, woher er kommt und wohin er
- geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist. $9$
- Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen?
- $10$ Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer
- Israels und weiβt das nicht? $11$ Wahrlich, wahrlich, ich sage
- dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen
- haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. $12$ Wenn ich
- euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht, wie werdet
- ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage? $13$ Und
- niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur, der aus dem
- Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen. $14$ Und wie
- Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muβ der Sohn des
- Menschen erhöht werden, $15$ damit jeder, der an ihn glaubt,
- ewiges Leben habe. $16$ Denn so hat Gott die Welt geliebt, daβ
- er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt,
- nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. $17$ Denn Gott
- hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daβ er die Welt
- richte, sondern daβ die Welt durch ihn errettet werde. $18$
- Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt,
- ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des
- eingeborenen Sohnes Gottes. $19$ Dies aber ist das Gericht,
- daβ das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben
- die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren
- böse. $20$ Denn jeder, der Arges tut, haβt das Licht und kommt
- nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloβgestellt werden;
- $21$ wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit
- seine Werke offenbar werden, daβ sie in Gott gewirkt sind.
-
- \3\
- Weiteres Zeugnis des Täufers über Jesus.
-
- $22$ Danach kamen Jesus und seine Jünger in das Land Judäa,
- und dort verweilte er mit ihnen und taufte. $23$ Aber auch
- Johannes taufte zu Änon, nahe bei Salim, weil dort viel Wasser
- war; und sie kamen hin und wurden getauft. $24$ Denn Johannes
- war noch nicht ins Gefängnis geworfen. $25$ Es entstand nun
- eine Streitfrage von seiten der Jünger des Johannes mit einem
- Juden über die Reinigung. $26$ Und sie kamen zu Johannes und
- sprachen zu ihm: Rabbi, der jenseits des Jordan bei dir war, dem
- du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu
- ihm. $27$ Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann
- nichts empfangen, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben. $28$
- Ihr selbst gebt mir Zeugnis, daβ ich sagte: Ich bin nicht der
- Christus, sondern ich bin vor ihm hergesandt. $29$ Der die
- Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber,
- der dasteht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des
- Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt. $30$ Er muβ
- wachsen, ich aber abnehmen. $31$ Der von oben kommt, ist über
- allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der
- Erde her. Der vom Himmel kommt, ist über allen; $32$ was er
- gesehen und gehört hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt
- niemand an. $33$ Wer sein Zeugnis angenommen hat, der hat
- besiegelt, daβ Gott wahrhaftig ist. $34$ Denn der, den Gott
- gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist
- nicht nach Maβ. $35$ Der Vater liebt den Sohn und hat alles in
- seine Hand gegeben. $36$ Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges
- Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht
- sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
-
- \4\
- Gespräch mit der Samariterin.
-
- $1$ Als nun der Herr erkannte, daβ die Pharisäer gehört
- hatten, daβ Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes $2$
- - obgleich Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger -,
- $3$ verlieβ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. $4$ Er
- muβte aber durch Samaria ziehen. $5$ Er kommt nun in eine
- Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob
- seinem Sohn Joseph gab. $6$ Es war aber dort eine Quelle
- Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich ohne
- weiteres an die Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde.
- $7$ Da kommt eine Frau aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus
- spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! $8$ - Denn seine Jünger
- waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen. - $9$ Die
- samaritische Frau spricht nun zu ihm: Wie bittest du, der du ein
- Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau
- bin? - Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern. -
- $10$ Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe
- Gottes kennen würdest und wer es ist, der zu dir spricht: Gib
- mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir
- lebendiges Wasser gegeben. $11$ Sie spricht zu ihm: Herr, du
- hast kein Schöpfgefäβ, und der Brunnen ist tief. Woher hast du
- denn das lebendige Wasser? $12$ Du bist doch nicht gröβer als
- unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab, und er selbst trank
- daraus und seine Söhne und sein Vieh? $13$ Jesus antwortete
- und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird
- wieder dürsten; $14$ wer aber von dem Wasser trinken wird, das
- ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern
- das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle
- Wassers werden, das ins ewige Leben quillt. $15$ Die Frau
- spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht
- dürste und ich nicht hierher komme, um zu schöpfen. $16$ Jesus
- spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher!
- $17$ Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann.
- Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen
- Mann; $18$ denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du
- jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet.
- $19$ Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daβ du ein
- Prophet bist. $20$ Unsere Väter haben auf diesem Berg
- angebetet, und ihr sagt, daβ in Jerusalem der Ort sei, wo man
- anbeten müsse. $21$ Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es
- kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in
- Jerusalem den Vater anbeten werdet. $22$ Ihr betet an, was ihr
- nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus
- den Juden. $23$ Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die
- wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden;
- denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. $24$ Gott
- ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit
- anbeten. $25$ Die Frau spricht zu ihm: Ich weiβ, daβ der
- Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird
- er uns alles verkündigen. $26$ Jesus spricht zu ihr: Ich
- bin's, der mit dir redet.
-
- \4\
- Folgen des Gesprächs mit der Samariterin:
- Glaube der Samariter - Vom Erntefeld Gottes
-
- $27$ Und darüber kamen seine Jünger und wunderten sich, daβ er mit
- einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du? oder:
- Was redest du mit ihr? $28$ Die Frau nun lieβ ihren Wasserkrug
- stehen und ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: $29$
- Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich
- getan habe; dieser ist doch nicht etwa der Christus? $30$ Sie
- gingen zu der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
-
- $31$ In der Zwischenzeit baten ihn die Jünger und sprachen:
- Rabbi, iβ! $32$ Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise
- zu essen, die ihr nicht kennt. $33$ Da sprachen die Jünger
- zueinander: Hat ihm wohl jemand zu essen gebracht? $34$ Jesus
- spricht zu ihnen: Meine Speise ist, daβ ich den Willen dessen
- tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. $35$ Sagt
- ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe,
- ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an,
- denn sie sind schon weiβ zur Ernte. $36$ Der da erntet,
- empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit beide,
- der da sät und der da erntet, sich zugleich freuen. $37$ Denn
- hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da sät, und
- ein anderer, der da erntet. $38$ Ich habe euch gesandt zu
- ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben
- gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
-
- $39$ Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an
- ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir
- alles gesagt, was ich getan habe. $40$ Als nun die Samariter
- zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb
- dort zwei Tage. $41$ Und noch viel mehr [Leute] glaubten um
- seines Wortes willen; $42$ und sie sagten zu der Frau: Wir
- glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst
- haben gehört und wissen, daβ dieser wahrhaftig der Heiland der
- Welt ist.
-
- \4\
- Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten.
- #
- vgl. Mt 8,5-13; Lk 7,1-10.
- #
- $43$ Nach den zwei Tagen aber zog er von dort weg nach
- Galiläa; $44$ denn Jesus selbst bezeugte, daβ ein Prophet im
- eigenen Vaterland kein Ansehen hat. $45$ Als er nun nach
- Galiläa kam, nahmen die Galiläer ihn auf, da sie alles gesehen,
- was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn auch sie
- kamen zu dem Fest.
-
- $46$ Er kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser
- zu Wein gemacht hatte. Und es war in Kapernaum ein königlicher
- [Beamter], dessen Sohn krank war. $47$ Als dieser gehört
- hatte, daβ Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu
- ihm hin und bat, daβ er herabkomme und seinen Sohn heile; denn
- er lag im Sterben. $48$ Jesus sprach nun zu ihm: Wenn ihr
- nicht Zeichen und Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben.
- $49$ Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab,
- ehe mein Kind stirbt! $50$ Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein
- Sohn lebt. Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte,
- und ging hin. $51$ Aber schon während er hinabging, kamen ihm
- seine Knechte entgegen und berichteten, daβ sein Knabe lebe.
- $52$ Er erforschte nun von ihnen die Stunde, in der es besser
- mit ihm geworden sei; und sie sagten zu ihm: Gestern zur siebten
- Stunde verlieβ ihn das Fieber. $53$ Da erkannte der Vater, daβ
- es in jener Stunde war, in der Jesus zu ihm sagte: Dein Sohn
- lebt. Und er glaubte, er und sein ganzes Haus. $54$ Dies tat
- Jesus wieder als zweites Zeichen, als er aus Judäa nach Galiläa
- gekommen war.
-
- \5\
- Heilung eines Kranken am Teich Bethesda.
-
- $1$ Danach war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach
- Jerusalem. $2$ Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein
- Teich, der auf hebräisch Bethesda genannt wird, der fünf
- Säulenhallen hat. $3$ In diesen lag eine Menge Kranker,
- Blinder, Lahmer, Dürrer, die auf die Bewegung des Wassers
- warteten. $4$ Denn zu gewissen Zeiten stieg ein Engel in den
- Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung
- des Wassers zuerst hineinstieg, wurde gesund, mit welcher
- Krankheit er auch behaftet war. $5$ Es war aber ein Mensch
- dort, der achtunddreiβig Jahre mit seiner Krankheit behaftet
- war. $6$ Als Jesus diesen daliegen sah und wuβte, daβ es schon
- lange Zeit so mit ihm war, spricht er zu ihm: Willst du gesund
- werden? $7$ Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen
- Menschen, daβ er mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den
- Teich werfe; während ich aber komme, steigt ein anderer vor mir
- hinab. $8$ Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett auf
- und geh umher! $9$ Und sofort wurde der Mensch gesund und nahm
- sein Bett auf und ging umher. Es war aber an jenem Tag Sabbat.
- $10$ Es sagten nun die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat,
- es ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen. $11$ Er
- antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sagte zu mir: Nimm
- dein Bett auf und geh umher. $12$ Sie fragten ihn: Wer ist der
- Mensch, der zu dir sagte: Nimm [dein Bett] auf und geh umher?
- $13$ Der Geheilte aber wuβte nicht, wer es war; denn Jesus
- hatte sich entfernt, weil eine Volksmenge an dem Ort war. $14$
- Danach findet Jesus ihn im Tempel, und er sprach zu ihm: Siehe,
- du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nichts
- Ärgeres widerfahre. $15$ Der Mensch ging hin und verkündete
- den Juden, daβ es Jesus war, der ihn gesund gemacht habe. $16$
- Und darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat
- getan hatte.
-
- \5\
- Jesus verteidigt sein Tun, indem er seine Gottessohnschaft
- bezeugt.
-
- $17$ Er aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und
- ich wirke. $18$ Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu
- töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott
- seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich
- machte. $19$ Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen:
- Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich
- selbst tun, auβer was er den Vater tun sieht; denn was der tut,
- das tut ebenso auch der Sohn. $20$ Denn der Vater hat den Sohn
- lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm
- gröβere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert. $21$
- Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so
- macht auch der Sohn lebendig, welche er will. $22$ Denn der
- Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem
- Sohn gegeben, $23$ damit alle den Sohn ehren, wie sie den
- Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der
- ihn gesandt hat. $24$ Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer
- mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, [der] hat
- ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem
- Tod in das Leben übergegangen. $25$ Wahrlich, wahrlich, ich
- sage euch, daβ die Stunde kommt und jetzt da ist, wo die Toten
- die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört
- haben, werden leben. $26$ Denn wie der Vater Leben in sich
- selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in
- sich selbst; $27$ und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu
- halten, weil er des Menschen Sohn ist. $28$ Wundert euch
- darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den
- Gräbern sind, seine Stimme hören $29$ und hervorkommen werden:
- die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber
- das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.
-
- \5\
- Jesus nennt die Zeugen seiner Gottessohnschaft.
-
- $30$ Ich kann nichts von mir selbst tun; so wie ich höre,
- richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht
- meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
- $31$ Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht
- wahr. $32$ Ein anderer ist es, der von mir zeugt, und ich
- weiβ, daβ das Zeugnis wahr ist, das er von mir zeugt. $33$ Ihr
- habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis
- gegeben. $34$ Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen
- an, sondern dies sage ich, damit ihr errettet werdet. $35$
- Jener war die brennende und scheinende Lampe; ihr aber wolltet
- für eine Zeit in seinem Licht fröhlich sein. $36$ Ich aber
- habe das Zeugnis, das gröβer ist als das des Johannes; denn die
- Werke, die der Vater mir gegeben hat, daβ ich sie vollbringe,
- die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, daβ der Vater
- mich gesandt hat. $37$ Und der Vater, der mich gesandt hat, er
- selbst hat Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine
- Stimme gehört, noch seine Gestalt gesehen, $38$ und sein Wort
- habt ihr nicht bleibend in euch; denn dem, den er gesandt hat,
- dem glaubt ihr nicht. $39$ Ihr erforscht die Schriften, denn
- ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die
- von mir zeugen; $40$ und ihr wollt nicht zu mir kommen, damit
- ihr Leben habt. $41$ Ich nehme nicht Ehre von Menschen; $42$
- sondern ich kenne euch, daβ ihr die Liebe Gottes nicht in euch
- habt. $43$ Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und
- ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen
- Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen. $44$ Wie könnt ihr
- glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von
- dem alleinigen Gott ist, nicht sucht? $45$ Meint nicht, daβ
- ich euch bei dem Vater verklagen werde; da ist [einer], der euch
- verklagt, Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. $46$
- Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er
- hat von mir geschrieben. $47$ Wenn ihr aber seinen Schriften
- nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?
-
- \6\
- Speisung der Fünftausend.
- #
- Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17; vgl. Mt 15,32-39; Mk 8,1-9.
- #
- $1$ Danach ging Jesus weg auf die andere Seite des Sees von
- Galiläa [oder] von Tiberias; $2$ und es folgte ihm eine groβe
- Volksmenge, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken
- tat. $3$ Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich
- dort mit seinen Jüngern. $4$ Es war aber das Passah nahe, das
- Fest der Juden. $5$ Als nun Jesus die Augen aufhob und sah,
- daβ eine groβe Volksmenge zu ihm kommt, spricht er zu Philippus:
- Woher sollen wir Brote kaufen, daβ diese essen? $6$ Dies sagte
- er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wuβte, was er tun
- wollte. $7$ Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Denare
- Brote reichen nicht für sie hin, daβ jeder [auch nur] ein wenig
- bekomme. $8$ Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des
- Simon Petrus, spricht zu ihm: $9$ Es ist ein kleiner Knabe
- hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat. Aber was ist
- dies unter so viele? $10$ Jesus sprach: Macht, daβ die Leute
- sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Es lagerten sich
- nun die Männer, an Zahl etwa fünftausend. $11$ Jesus aber nahm
- die Brote, und als er gedankt hatte, teilte er sie denen aus,
- die da lagerten; ebenso auch von den Fischen, so viel sie
- wollten. $12$ Als sie aber gesättigt waren, spricht er zu
- seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brocken, damit
- nichts umkomme. $13$ Sie sammelten nun und füllten zwölf
- Handkörbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, welche denen,
- die gegessen hatten, übrigblieben. $14$ Als nun die Leute das
- Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist
- wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll. $15$ Da
- nun Jesus erkannte, daβ sie kommen und ihn ergreifen wollten, um
- ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück,
- er allein.
-
- \6\
- Jesus geht auf dem See.
- #
- Mt 14,22-33; Mk 6,45-52.
- #
- $16$ Als es aber Abend geworden war, gingen seine Jünger hinab
- an den See; $17$ und sie stiegen in das Schiff und fuhren über
- den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und
- Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen; $18$ und der See wurde
- durch einen starken Wind aufgewühlt. $19$ Als sie nun etwa
- fünfundzwanzig oder dreiβig Stadien gerudert waren, sehen sie
- Jesus auf dem See dahergehen und nahe an das Schiff herankommen,
- und sie fürchteten sich. $20$ Er aber spricht zu ihnen: Ich
- bin}s, fürchtet euch nicht! $21$ Sie wollten ihn nun in das
- Schiff nehmen, und sogleich war das Schiff am Land, wohin sie
- fuhren.
-
- \6\
- Vom Brot des Lebens.
-
- $22$ Am folgenden Tag sah die Volksmenge, die jenseits des
- Sees stand, daβ dort kein anderes Boot war, als nur jenes, in
- das seine Jünger gestiegen waren, und daβ Jesus nicht mit seinen
- Jüngern in das Schiff gestiegen, sondern seine Jünger allein
- weggefahren waren. $23$ Es kamen aber andere Boote aus
- Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen, nachdem der
- Herr gedankt hatte. $24$ Da nun die Volksmenge sah, daβ Jesus
- nicht dort war, noch seine Jünger, stiegen sie in die Schiffe
- und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus. $25$ Und als sie
- ihn jenseits des Sees gefunden hatten, sprachen sie zu ihm:
- Rabbi, wann bist du hierhergekommen? $26$ Jesus antwortete
- ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht
- mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den
- Broten gegessen habt und gesättigt worden seid. $27$ Wirket
- nicht [für] die Speise, die vergeht, sondern [für] die Speise,
- die da bleibt ins ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch
- geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, beglaubigt. $28$
- Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, damit wir die Werke
- Gottes wirken? $29$ Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies
- ist das Werk Gottes, daβ ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
-
- $30$ Da sprachen sie zu ihm: Was tust du nun für ein Zeichen,
- damit wir sehen und dir glauben? Was wirkst du? $31$ Unsere
- Väter aβen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: `Brot
- aus dem Himmel gab er ihnen zu essen. $32$ Da sprach Jesus zu
- ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch
- das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch
- das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. $33$ Denn das Brot Gottes
- ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das
- Leben gibt. $34$ Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns
- allezeit dieses Brot! $35$ Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das
- Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer
- an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten. $36$ Aber ich habe
- euch gesagt, daβ ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt.
- $37$ Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und
- wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoβen; $38$ denn
- ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht daβ ich meinen Willen
- tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. $39$
- Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daβ ich
- von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es
- auferwecke am letzten Tag. $40$ Denn dies ist der Wille meines
- Vaters, daβ jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges
- Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.
-
- $41$ Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das
- Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; $42$ und sie
- sprachen: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater
- und Mutter wir kennen? Wie sagt denn dieser: Ich bin aus dem
- Himmel herabgekommen? $43$ Da antwortete Jesus und sprach zu
- ihnen: Murrt nicht untereinander! $44$ Niemand kann zu mir
- kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht;
- und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. $45$ Es steht in
- den Propheten geschrieben: `Und sie werden alle von Gott gelehrt
- sein. Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu
- mir. $46$ Nicht daβ jemand den Vater gesehen hat, auβer dem,
- der von Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. $47$ Wahrlich,
- wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. $48$
- Ich bin das Brot des Lebens. $49$ Eure Väter haben das Manna
- in der Wüste gegessen und sind gestorben. $50$ Dies [aber] ist
- das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse
- und nicht sterbe. $51$ Ich bin das lebendige Brot, das aus dem
- Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot iβt, wird
- er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist
- mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
-
- $52$ Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann
- dieser uns sein Fleisch zu essen geben? $53$ Da sprach Jesus
- zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das
- Fleisch des Sohnes des Menschen eβt und sein Blut trinkt, so
- habt ihr kein Leben in euch selbst. $54$ Wer mein Fleisch iβt
- und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn
- auferwecken am letzten Tag; $55$ denn mein Fleisch ist wahre
- Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. $56$ Wer mein Fleisch
- iβt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. $57$
- Wie der lebendige Vater mich gesandt hat, und ich lebe um des
- Vaters willen, so auch, wer mich iβt, der wird auch leben um
- meinetwillen. $58$ Dies ist das Brot, das aus dem Himmel
- herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aβen und starben; wer
- dieses Brot iβt, wird leben in Ewigkeit. $59$ Dies sprach er,
- als er in der Synagoge zu Kapernaum lehrte.
-
- \6\
- Ablehnung der Rede Jesu - Bekenntnis des Petrus - Hinweis auf
- den Verräter.
-
- $60$ Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten,
- sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? $61$ Da
- aber Jesus bei sich selbst wuβte, daβ seine Jünger hierüber
- murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch dies? $62$ Wenn ihr
- nun den Sohn des Menschen [dahin] auffahren seht, wo er zuvor
- war? $63$ Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch
- nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind
- Geist und sind Leben; $64$ aber es sind einige unter euch, die
- nicht glauben. Denn Jesus wuβte von Anfang an, welche es waren,
- die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde.
- $65$ Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, daβ niemand zu
- mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben. $66$
- Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht
- mehr mit ihm. $67$ Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr
- etwa auch weggehen? $68$ Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu
- wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; $69$ und
- wir haben geglaubt und erkannt, daβ du der Heilige Gottes bist.
- $70$ Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die Zwölf,
- erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel. $71$ Er sprach
- aber von Judas, dem [Sohn] des Simon Ischarioth; denn dieser
- sollte ihn überliefern, einer von den Zwölfen.
-
- \7\
- Reise nach Jerusalem zum Laubhüttenfest.
-
- $1$ Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte
- nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten.
- $2$ Es war aber nahe das Fest der Juden, die Laubhütten. $3$
- Es sprachen nun seine Brüder zu ihm: Zieh von hier fort und geh
- nach Judäa, daβ auch deine Jünger deine Werke sehen, die du
- tust; $4$ denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht
- [dabei] selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge
- tust, so zeige dich der Welt! $5$ Denn auch seine Brüder
- glaubten nicht an ihn. $6$ Da spricht Jesus zu ihnen: Meine
- Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit. $7$
- Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber haβt sie, weil ich
- von ihr zeuge, daβ ihre Werke böse sind. $8$ Geht ihr hinauf
- zu diesem Fest; ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest; denn meine
- Zeit ist noch nicht erfüllt. $9$ Nachdem er dies zu ihnen
- gesagt hatte, blieb er in Galiläa. $10$ Als aber seine Brüder
- hinaufgegangen waren, da ging auch er hinauf zum Fest, nicht
- öffentlich, sondern wie im Verborgenen. $11$ Die Juden nun
- suchten ihn auf dem Fest und sprachen: Wo ist jener? $12$ Und
- viel Gemurmel war über ihn unter den Volksmengen; die einen
- sagten: Er ist gut; andere sagten: Nein, sondern er verführt die
- Volksmenge. $13$ Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus
- Furcht vor den Juden.
-
- \7\
- Reden und Auseinandersetzung mit den Juden auf dem
- Laubhüttenfest.
-
- $14$ Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging Jesus
- hinauf in den Tempel und lehrte. $15$ Da wunderten sich die
- Juden und sagten: Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch
- nicht gelernt hat? $16$ Da antwortete ihnen Jesus und sprach:
- Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt
- hat. $17$ Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von
- der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst
- rede. $18$ Wer aus sich selbst redet, sucht seine eigene Ehre;
- wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist
- wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm. $19$ Hat
- nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und keiner von euch tut das
- Gesetz. Was sucht ihr mich zu töten? $20$ Die Volksmenge
- antwortete: Du hast einen Dämon. Wer sucht dich zu töten? $21$
- Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan,
- und ihr alle verwundert euch deswegen. $22$ Mose gab euch die
- Beschneidung - nicht daβ sie von Mose sei, sondern von den
- Vätern -, und am Sabbat beschneidet ihr einen Menschen. $23$
- Wenn ein Mensch die Beschneidung am Sabbat empfängt, damit das
- Gesetz Moses nicht gebrochen werde, zürnt ihr mir, daβ ich den
- ganzen Menschen gesund gemacht habe am Sabbat? $24$ Richtet
- nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht.
-
- $25$ Es sagten nun einige von den Bewohnern Jerusalems: Ist
- das nicht der, den sie zu töten suchen? $26$ Und siehe, er
- redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die
- Obersten wahrhaftig erkannt, daβ dieser der Christus ist? $27$
- Diesen aber kennen wir, woher er ist; wenn aber der Christus
- kommt, so weiβ niemand, woher er ist. $28$ Jesus nun rief im
- Tempel, lehrte und sprach: Ihr kennt mich und wiβt auch, woher
- ich bin; und ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der
- mich gesandt hat, ist wahrhaftig, den ihr nicht kennt. $29$
- Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin und er mich gesandt hat.
- $30$ Da suchten sie ihn zu greifen; und niemand legte die Hand
- an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. $31$ Viele
- aber von der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der
- Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche
- dieser getan hat? $32$ Die Pharisäer hörten die Volksmenge
- dies über ihn murmeln; und die Pharisäer und die Hohenpriester
- sandten Diener, daβ sie ihn greifen möchten. $33$ Da sprach
- Jesus: Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch, und ich gehe hin
- zu dem, der mich gesandt hat. $34$ Ihr werdet mich suchen und
- nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen. $35$
- Es sprachen nun die Juden zueinander: Wohin will dieser gehen,
- daβ wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa in die Zerstreuung
- der Griechen gehen und die Griechen lehren? $36$ Was ist das
- für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht
- finden, und: Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen? $37$ An
- dem letzten, dem groβen Tag des Festes aber stand Jesus und rief
- und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.
- $38$ Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus
- dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers flieβen. $39$
- Dies aber sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die
- an ihn glaubten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus
- noch nicht verherrlicht worden war.
-
- \7\
- Meinungen des Volkes und des Hohen Rates über Jesus.
-
- $40$ Einige nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte
- hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. $41$ Andere sagten:
- Dieser ist der Christus. Andere sagten: Der Christus kommt doch
- nicht aus Galiläa? $42$ Hat nicht die Schrift gesagt: Aus der
- Nachkommenschaft Davids und aus Bethlehem, dem Dorf, wo David
- war, kommt der Christus? $43$ Es entstand nun seinetwegen eine
- Spaltung in der Volksmenge. $44$ Einige aber von ihnen wollten
- ihn greifen, aber keiner legte die Hände an ihn. $45$ Es kamen
- nun die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern, und diese
- sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? $46$ Die
- Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser
- Mensch. $47$ Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr denn
- auch verführt? $48$ Hat wohl jemand von den Obersten an ihn
- geglaubt, oder von den Pharisäern? $49$ Diese Volksmenge aber,
- die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht! $50$ [Da]
- spricht Nikodemus zu ihnen, der einer von ihnen war: $51$
- Richtet denn unser Gesetz den Menschen ehe es zuvor von ihm
- selbst gehört und erkannt hat, was er tut? $52$ Sie
- antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa?
- Forsche und siehe, daβ aus Galiläa kein Prophet aufsteht. $53$
- Und jeder ging nach seinem Haus.
-
- \8\
-
- $1$ Jesus aber ging nach dem Ölberg.
-
- \8\
- Jesus und die Ehebrecherin.
-
- $2$ Frühmorgens aber kam er wieder in den Tempel, und alles
- Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie. $3$ Die
- Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen eine Frau, die
- beim Ehebruch ergriffen worden war, und stellen sie in die Mitte
- $4$ und sagen zu ihm: Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat
- beim Ehebruch ergriffen worden. $5$ In dem Gesetz aber hat uns
- Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was sagst du? $6$
- Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten,
- um ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit
- dem Finger auf die Erde. $7$ Als sie aber fortfuhren, ihn zu
- fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch
- ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie. $8$ Und wieder
- bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde. $9$ Als sie
- aber [dies] hörten, gingen sie einer nach dem anderen hinaus,
- angefangen von den Ältesten; und er wurde allein gelassen mit
- der Frau, die in der Mitte stand. $10$ Jesus aber richtete
- sich auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind jene? Hat niemand dich
- verurteilt? $11$ Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber
- sprach zu ihr: So verurteile auch ich dich nicht. Geh hin und
- sündige nicht mehr!
-
- \8\
- Das Licht der Welt.
-
- $12$ Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das
- Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis
- wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben. $13$ Da
- sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugst von dir selbst; dein
- Zeugnis ist nicht wahr. $14$ Jesus antwortete und sprach zu
- ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis
- wahr, weil ich weiβ, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe;
- ihr aber wiβt nicht, woher ich komme und wohin ich gehe. $15$
- Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. $16$ Wenn
- ich aber auch richte, so ist mein Gericht wahr, weil ich nicht
- allein bin, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.
- $17$ Aber auch in eurem Gesetz steht geschrieben, daβ das
- Zeugnis zweier Menschen wahr ist. $18$ Ich bin es, der von mir
- selbst zeugt, und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt von
- mir. $19$ Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus
- antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr
- mich gekannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater gekannt
- haben. $20$ Diese Worte redete er in der Schatzkammer, als er
- im Tempel lehrte; und niemand legte Hand an ihn, denn seine
- Stunde war noch nicht gekommen.
-
- \8\
- Der Gesandte des Vaters.
-
- $21$ Er sprach nun wieder zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr
- werdet mich suchen und werdet in eurer Sünde sterben; wo ich
- hingehe, könnt ihr nicht hinkommen. $22$ Da sagten die Juden:
- Er will sich doch nicht selbst töten, daβ er spricht: Wo ich
- hingehe, könnt ihr nicht hinkommen? $23$ Und er sprach zu
- ihnen: Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was
- oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser
- Welt. $24$ Daher sagte ich euch, daβ ihr in euren Sünden
- sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, daβ ich es
- bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben. $25$ Da sprachen
- sie zu ihm: Wer bist du? Jesus sprach zu ihnen: Durchaus das,
- was ich auch zu euch rede. $26$ Vieles habe ich über euch zu
- reden und zu richten, aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig;
- und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.
- $27$ Sie erkannten nicht, daβ er von dem Vater zu ihnen
- sprach. $28$ Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des
- Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, daβ ich
- es bin und daβ ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der
- Vater mich gelehrt hat, das rede ich. $29$ Und der mich
- gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen,
- weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue. $30$ Als er dies
- redete, glaubten viele an ihn.
-
- \8\
- Wahre Freiheit.
-
- $31$ Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten:
- Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine
- Jünger; $32$ und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die
- Wahrheit wird euch frei machen. $33$ Sie antworteten ihm: Wir
- sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes Sklaven
- gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden? $34$ Jesus
- antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der
- die Sünde tut, ist der Sünde Sklave. $35$ Der Sklave aber
- bleibt nicht für immer im Haus; der Sohn bleibt für immer.
- $36$ Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr
- wirklich frei sein.
-
- \8\
- Wahre Nachkommen Abrahams.
-
- $37$ Ich weiβ, daβ ihr Abrahams Nachkommen seid; aber ihr
- sucht mich zu töten, weil mein Wort nicht Raum in euch findet.
- $38$ Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; auch ihr
- nun mögt tun, was ihr von eurem Vater gehört habt. $39$ Sie
- antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Jesus
- spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr
- die Werke Abrahams tun; $40$ jetzt aber sucht ihr mich zu
- töten, einen Menschen, der die Wahrheit zu euch geredet hat, die
- ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. $41$
- Ihr tut die Werke eures Vaters. Sie sprachen zu ihm: Wir sind
- nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen Vater, Gott. $42$
- Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr
- mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen;
- denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat
- mich gesandt. $43$ Warum versteht ihr meine Sprache nicht?
- Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. $44$ Ihr seid aus dem
- Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.
- Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in
- der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge
- redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner
- und der Vater derselben. $45$ Weil ich aber die Wahrheit sage,
- glaubt ihr mir nicht. $46$ Wer von euch überführt mich einer
- Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?
- $47$ Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum hört ihr
- nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. $48$ Die Juden
- antworteten und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daβ du
- ein Samariter bist und einen Dämon hast? $49$ Jesus
- antwortete: Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen
- Vater, und ihr verunehrt mich. $50$ Ich aber suche nicht meine
- Ehre: Es ist einer, der [sie] sucht und der richtet. $51$
- Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort
- bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich. $52$
- Die Juden sprachen zu ihm: Jetzt erkennen wir, daβ du einen
- Dämon hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du
- sagst: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod
- nicht schmecken in Ewigkeit. $53$ Bist du etwa gröβer als
- unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind
- gestorben. Was machst du aus dir selbst? $54$ Jesus
- antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts;
- mein Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser
- Gott. $55$ Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn;
- und wenn ich sagte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich euch
- gleich sein: ein Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre
- sein Wort. $56$ Abraham, euer Vater, frohlockte, daβ er meinen
- Tag sehen sollte, und er sah [ihn] und freute sich. $57$ Da
- sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt
- und hast Abraham gesehen? $58$ Jesus sprach zu ihnen:
- Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.
- $59$ Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Jesus aber
- verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
-
- \9\
- Heilung eines Blindgeborenen.
-
- $1$ Und als er vorüberging, sah er einen Menschen, blind von
- Geburt. $2$ Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi,
- wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daβ er blind
- geboren wurde? $3$ Jesus antwortete: Weder dieser hat
- gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an
- ihm offenbart würden. $4$ Wir müssen die Werke dessen wirken,
- der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da
- niemand wirken kann. $5$ Solange ich in der Welt bin, bin ich
- das Licht der Welt. $6$ Als er dies gesagt hatte, spie er auf
- die Erde und bereitete einen Teig aus dem Speichel und strich
- den Teig auf seine Augen; $7$ und er sprach zu ihm: Geh hin,
- wasche dich in dem Teich Siloah - was übersetzt wird: Gesandter.
- Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
-
- \9\
- Der Geheilte und die Juden.
-
- $8$ Die Nachbarn nun, und die ihn früher gesehen hatten, daβ
- er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht der, der da saβ
- und bettelte? $9$ Einige sagten: Er ist es; andere sagten:
- Nein, sondern er ist ihm ähnlich; er sagte: Ich bin}s. $10$
- Sie sprachen nun zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan worden?
- $11$ Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heiβt, bereitete
- einen Teig und salbte meine Augen [damit] und sprach zu mir: Geh
- hin nach Siloah und wasche dich. Als ich aber hinging und mich
- wusch, wurde ich sehend. $12$ Da sprachen sie zu ihm: Wo ist
- jener? Er sagt: Ich weiβ es nicht.
-
- $13$ Sie führen ihn, den einst Blinden, zu den Pharisäern.
- $14$ Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig bereitete und
- seine Augen auftat. $15$ Nun fragten ihn wieder auch die
- Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er aber sprach zu ihnen:
- Er legte Teig auf meine Augen, und ich wusch mich, und ich sehe.
- $16$ Da sprachen einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist
- nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht. Andere sagten:
- Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es war
- Zwiespalt unter ihnen. $17$ Sie sagen nun wieder zu dem
- Blinden: Was sagst du von ihm, weil er deine Augen aufgetan hat?
- Er aber sprach: Er ist ein Prophet. $18$ Es glaubten nun die
- Juden nicht von ihm, daβ er blind war und sehend geworden, bis
- sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden war. $19$
- Und sie fragten sie und sprachen: Ist dieser euer Sohn, von dem
- ihr sagt, daβ er blind geboren wurde? Wie sieht er denn jetzt?
- $20$ Seine Eltern antworteten und sprachen: Wir wissen, daβ
- dieser unser Sohn ist und daβ er blind geboren wurde; $21$ wie
- er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer seine Augen
- aufgetan hat, wissen wir nicht. Er ist mündig. Fragt ihn, er
- wird selbst über sich reden. $22$ Dies sagten seine Eltern,
- weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon
- übereingekommen, daβ, wenn jemand ihn als Christus bekennen
- würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte. $23$
- Deswegen sagten seine Eltern: Er ist mündig, fragt ihn. $24$
- Sie riefen nun zum zweiten Mal den Menschen, der blind war, und
- sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daβ dieser
- Mensch ein Sünder ist. $25$ Da antwortete er: Ob er ein Sünder
- ist, weiβ ich nicht; eins weiβ ich, daβ ich blind war und jetzt
- sehe. $26$ Und sie sprachen wieder zu ihm: Was hat er dir
- getan? Wie tat er deine Augen auf? $27$ Er antwortete ihnen:
- Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht gehört. Warum
- wollt ihr es nochmals hören? Wollt ihr etwa auch seine Jünger
- werden? $28$ Sie schmähten ihn und sprachen: Du bist sein
- Jünger; wir aber sind Moses Jünger. $29$ Wir wissen, daβ Gott
- zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er
- ist. $30$ Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Hierbei
- ist es doch erstaunlich, daβ ihr nicht wiβt, woher er ist, und
- er hat [doch] meine Augen aufgetan. $31$ Wir wissen, daβ Gott
- Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und
- seinen Willen tut, den hört er. $32$ Von Anbeginn hat man
- nicht gehört, daβ jemand die Augen eines Blindgeborenen aufgetan
- habe. $33$ Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte er
- nichts tun. $34$ Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist
- ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns? Und sie warfen ihn
- hinaus.
-
- \9\
- Der Geheilte und der Sohn Gottes.
-
- $35$ Jesus hörte, daβ sie ihn hinausgeworfen hatten; und als
- er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn des
- Menschen? $36$ Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr,
- daβ ich an ihn glaube? $37$ Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn
- gesehen, und der mit dir redet, der ist es. $38$ Er aber
- sprach: Ich glaube, Herr. Und er warf sich vor ihm nieder.
-
- $39$ Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt
- gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind
- werden. $40$ Einige von den Pharisäern, die bei ihm waren,
- hörten dies und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind?
- $41$ Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet
- ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. [Daher] bleibt
- eure Sünde.
-
- \10\
- Der gute Hirte.
-
- $1$ Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die
- Tür in den Hof der Schafe eingeht, sondern anderswo
- hinübersteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. $2$ Wer aber
- durch die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe. $3$ Diesem tut
- der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft
- seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus. $4$ Wenn
- er seine eigenen [Schafe] alle herausgebracht hat, geht er vor
- ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme
- kennen. $5$ Einem Fremden aber werden sie nicht folgen,
- sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden
- nicht kennen. $6$ In dieser Bildrede sprach Jesus zu ihnen;
- sie aber verstanden nicht, was es war, das er zu ihnen redete.
-
- $7$ Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich
- sage euch: Ich bin die Tür der Schafe. $8$ Alle, die vor mir
- gekommen sind, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten
- nicht auf sie. $9$ Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich
- eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen
- und Weide finden. $10$ Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und
- zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie
- Leben haben und [es in] Überfluβ haben. $11$ Ich bin der gute
- Hirte; der gute Hirte läβt sein Leben für die Schafe. $12$
- Wer Mietling und nicht Hirte ist, wer die Schafe nicht zu eigen
- hat, sieht den Wolf kommen und verläβt die Schafe und flieht -
- und der Wolf raubt und zerstreut sie -, $13$ weil er ein
- Mietling ist und sich um die Schafe nicht kümmert. $14$ Ich
- bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von
- den Meinen, $15$ wie der Vater mich kennt und ich den Vater
- kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe. $16$ Und ich
- habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese
- muβ ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird
- eine Herde, ein Hirte sein. $17$ Darum liebt mich der Vater,
- weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. $18$ Niemand
- nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe
- Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen.
- Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen. $19$ Es
- entstand wieder ein Zwiespalt unter den Juden dieser Worte
- wegen. $20$ Viele aber von ihnen sagten: Er hat einen Dämon
- und ist von Sinnen. Was hört ihr ihn? $21$ Andere sagten:
- Diese Reden sind nicht die eines Besessenen. Kann etwa ein Dämon
- der Blinden Augen auftun?
-
- $22$ Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem; es
- war Winter. $23$ Und Jesus ging in dem Tempel umher, in der
- Säulenhalle Salomos. $24$ Da umringten ihn die Juden und
- sprachen zu ihm: Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du
- der Christus bist, so sage es uns frei heraus. $25$ Jesus
- antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht.
- Die Werke, die ich in dem Namen meines Vaters tue, diese zeugen
- von mir; $26$ aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von
- meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. $27$ Meine Schafe
- hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;
- $28$ und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht
- verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand
- rauben. $29$ Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist gröβer
- als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters
- rauben. $30$ Ich und der Vater sind eins.
-
- \10\
- Anschläge gegen Jesus.
-
- $31$ Da hoben die Juden wieder Steine auf, daβ sie ihn
- steinigten. $32$ Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke
- habe ich euch von meinem Vater gezeigt. Für welches Werk unter
- ihnen steinigt ihr mich? $33$ Die Juden antworteten ihm:
- Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen
- Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu
- Gott machst. $34$ Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in
- eurem Gesetz geschrieben: `Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?
- $35$ Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes
- erging - und die Schrift kann nicht aufgelöst werden -, $36$
- sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt
- gesandt hat: Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?
- $37$ Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt
- mir nicht; $38$ wenn ich sie aber tue, so glaubt den Werken,
- wenn ihr auch mir nicht glaubt, damit ihr erkennt und glaubt,
- daβ der Vater in mir ist und ich in ihm.
-
- $39$ Da suchten sie wieder ihn zu greifen, und er entging
- ihrer Hand. $40$ Und er ging wieder weg jenseits des Jordan
- an den Ort, wo Johannes zuerst taufte, und er blieb dort.
- $41$ Und viele kamen zu ihm und sagten: Johannes tat zwar
- kein Zeichen; alles aber, was Johannes von diesem gesagt hat,
- war wahr. $42$ Und viele glaubten dort an ihn.
-
- \11\
- Krankheit und Tod des Lazarus.
-
- $1$ Es war aber einer krank, Lazarus, von Bethanien, aus dem
- Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha. $2$ Maria aber war
- es, die den Herrn mit Salböl salbte und seine Füβe mit ihren
- Haaren abtrocknete; deren Bruder Lazarus war krank. $3$ Da
- sandten die Schwestern zu ihm und lieβen ihm sagen: Herr, siehe,
- der, den du lieb hast, ist krank. $4$ Als aber Jesus es
- hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um
- der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie
- verherrlicht werde. $5$ Jesus aber liebte die Martha und ihre
- Schwester und den Lazarus. $6$ Als er nun hörte, daβ er krank
- sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war. $7$
- Danach spricht er zu den Jüngern: Laβt uns wieder nach Judäa
- gehen. $8$ Die Jünger sagen zu ihm: Rabbi, eben suchten die
- Juden dich zu steinigen, und wieder gehst du dahin? $9$ Jesus
- antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag
- umhergeht, stöβt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt
- sieht; $10$ wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stöβt er
- an, weil das Licht nicht in ihm ist. $11$ Dies sprach er, und
- danach sagt er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, ist
- eingeschlafen; aber ich gehe hin, damit ich ihn aufwecke.
- $12$ Da sprachen die Jünger zu ihm: Herr, wenn er
- eingeschlafen ist, so wird er geheilt werden. $13$ Jesus aber
- hatte von seinem Tod gesprochen: sie aber meinten, er rede von
- der Ruhe des Schlafes. $14$ Dann nun sagte ihnen Jesus gerade
- heraus: Lazarus ist gestorben; $15$ und ich bin froh um
- euretwillen, daβ ich nicht dort war, damit ihr glaubt; aber laβt
- uns zu ihm gehen. $16$ Da sprach Thomas, der [auch] Zwilling
- genannt ist, zu den Mitjüngern: Laβt auch uns gehen, daβ wir mit
- ihm sterben.
-
- \11\
- Auferweckung des Lazarus.
-
- $17$ Als nun Jesus kam, fand er ihn schon vier Tage in der
- Gruft liegen. $18$ Bethanien aber war nahe bei Jerusalem,
- etwa fünfzehn Stadien weit; $19$ und viele von den Juden
- waren zu Martha und Maria gekommen, um sie über ihren Bruder zu
- trösten. $20$ Martha nun, als sie hörte, daβ Jesus komme,
- ging ihm entgegen. Maria aber saβ im Haus. $21$ Da sprach
- Martha zu Jesus: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein
- Bruder nicht gestorben; $22$ und jetzt weiβ ich, daβ, was du
- von Gott bitten magst, Gott dir geben wird. $23$ Jesus
- spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. $24$ Martha
- spricht zu ihm: Ich weiβ, daβ er auferstehen wird in der
- Auferstehung am letzten Tag. $25$ Jesus sprach zu ihr: Ich
- bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird
- leben, auch wenn er gestorben ist; $26$ und jeder, der da
- lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst
- du das? $27$ Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daβ du
- der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
- $28$ Und als sie dies gesagt hatte, ging sie hin und rief
- heimlich ihre Schwester Maria und sagte: Der Lehrer ist da und
- ruft dich. $29$ Als jene es hörte, steht sie schnell auf und
- geht zu ihm. $30$ Jesus aber war noch nicht in das Dorf
- gekommen, sondern war an dem Ort, wo Martha ihm begegnet war.
- $31$ Als nun die Juden, die bei ihr im Haus waren und sie
- trösteten, sahen, daβ Maria schnell aufstand und hinausging,
- folgten sie ihr, da sie meinten, sie gehe zur Gruft, um dort zu
- weinen. $32$ Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn
- sah, fiel sie ihm zu Füβen und sprach zu ihm: Herr, wenn du hier
- gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben. $33$ Als
- nun Jesus sie weinen sah und die Juden weinen, die mit ihr
- gekommen waren, wurde er im Geist erzürnt und wurde erschüttert
- $34$ und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagen zu ihm:
- Herr, komm und sieh! $35$ Jesus weinte. $36$ Da sprachen
- die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt! $37$ Einige
- aber von ihnen sagten: Konnte dieser, der die Augen des Blinden
- auftat, nicht machen, daβ auch dieser nicht gestorben wäre?
- $38$ Jesus nun, wieder in seinem Innern erzürnt, kommt zur
- Gruft. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. $39$
- Jesus spricht: Nehmt den Stein weg! Die Schwester des
- Verstorbenen, Martha, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon,
- denn er ist vier Tage hier. $40$ Jesus spricht zu ihr: Habe
- ich dir nicht gesagt, wenn du glaubtest, so würdest du die
- Herrlichkeit Gottes sehen? $41$ Sie nahmen nun den Stein weg.
- Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir,
- daβ du mich erhört hast. $42$ Ich aber wuβte, daβ du mich
- allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht,
- habe ich es gesagt, damit sie glauben, daβ du mich gesandt hast.
- $43$ Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme:
- Lazarus, komm heraus! $44$ Und der Verstorbene kam heraus, an
- Füβen und Händen mit Grabtüchern umwickelt, und sein Gesicht war
- mit einem Schweiβtuch umbunden. Jesus spricht zu ihnen: Macht
- ihn frei und laβt ihn gehen.
-
- $45$ Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und
- sahen, was er getan hatte, glaubten an ihn. $46$ Einige aber
- von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was
- Jesus getan hatte.
-
- \11\
- Ratssitzung über Jesus: Beschluβ, ihn zu töten.
-
- $47$ Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer
- [den] Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Denn dieser Mensch
- tut viele Zeichen. $48$ Wenn wir ihn so lassen, werden alle
- an ihn glauben, und die Römer werden kommen und unsere Stadt wie
- auch unsere Nation wegnehmen. $49$ Einer aber von ihnen,
- Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr
- wiβt nichts $50$ und überlegt auch nicht, daβ es euch
- nützlich ist, daβ ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die
- ganze Nation umkomme. $51$ Dies aber sagte er nicht aus sich
- selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte
- er, daβ Jesus für die Nation sterben sollte; $52$ und nicht
- für die Nation allein, sondern daβ er auch die zerstreuten
- Kinder Gottes in eins versammelte. $53$ Von jenem Tag an
- ratschlagten sie nun, um ihn zu töten. $54$ Jesus ging nun
- nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern ging von
- dort weg in die Gegend nahe bei der Wüste, in eine Stadt mit
- Namen Ephraim; und dort verweilte er mit den Jüngern.
-
- $55$ Es war aber nahe das Passah der Juden, und viele gingen
- aus dem Land hinauf nach Jerusalem vor dem Passah, um sich zu
- reinigen. $56$ Sie suchten nun Jesus und sprachen, als sie im
- Tempel standen, untereinander: Was meint ihr? Wird er nicht zu
- dem Fest kommen? $57$ Es hatten aber die Hohenpriester und
- die Pharisäer Befehl gegeben, wenn jemand wisse, wo er sei, daβ
- er es anzeigen solle, damit sie ihn griffen.
-
- \12\
- Salbung Jesu in Bethanien.
- #
- Mt 26,6-13; Mk 14,3-9
- #
- $1$ Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien,
- wo Lazarus war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte. $2$
- Sie machten ihm nun dort ein Abendessen, und Martha diente;
- Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen.
- $3$ Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer
- Narde und salbte die Füβe Jesu und trocknete seine Füβe mit
- ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls
- erfüllt. $4$ Es sagt aber Judas, der Iskariot, einer von
- seinen Jüngern, der ihn überliefern sollte: $5$ Warum ist
- dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den
- Armen gegeben worden? $6$ Er sagte dies aber nicht, weil er
- für die Armen besorgt war, sondern weil er ein Dieb war und die
- Kasse hatte und beiseiteschaffte, was eingelegt wurde. $7$ Da
- sprach Jesus: Laβ sie! Möge sie es aufbewahrt haben für den Tag
- meines Begräbnisses! $8$ Denn die Armen habt ihr allezeit bei
- euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
-
- \12\
- Anschläge der Hohenpriester gegen Lazarus.
-
- $9$ Eine groβe Volksmenge aus den Juden erfuhr nun, daβ er
- dort sei; und sie kamen nicht um Jesu willen allein, sondern
- damit sie auch den Lazarus sähen, den er aus den Toten
- auferweckt hatte. $10$ Die Hohenpriester aber ratschlagten,
- auch den Lazarus zu töten, $11$ weil viele von den Juden um
- seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.
-
- \12\
- Einzug in Jerusalem.
- #
- Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,28-40
- #
- $12$ Am folgenden Tag, als eine groβe Volksmenge, die zu dem
- Fest gekommen war, hörte, daβ Jesus nach Jerusalem komme,
- $13$ nahmen sie die Palmzweige und gingen hinaus, ihm
- entgegen, und schrien: Hosanna! Gepriesen [sei], der da kommt im
- Namen des Herrn, und der König Israels! $14$ Jesus aber fand
- einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht:
- $15$ `Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König
- kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen. $16$ Dies verstanden
- seine Jünger zuerst nicht; jedoch als Jesus verherrlicht war, da
- erinnerten sie sich, daβ dies von ihm geschrieben war und sie
- ihm dies getan hatten. $17$ Es bezeugte nun die Volksmenge,
- die bei ihm war, daβ er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn aus
- den Toten auferweckt habe. $18$ Darum ging ihm auch die
- Volksmenge entgegen, weil sie hörten, daβ er dieses Zeichen
- getan hatte. $19$ Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr
- seht, daβ ihr gar nichts ausrichtet; siehe, die Welt ist ihm
- nachgegangen.
-
- \12\
- Über das Sterben des Menschensohnes.
-
- $20$ Es waren aber einige Griechen unter denen, die
- hinzukamen, um auf dem Fest anzubeten. $21$ Diese nun kamen
- zu Philippus von Bethsaida in Galiläa und baten ihn und sagten:
- Herr, wir möchten Jesus sehen. $22$ Philippus kommt und sagt
- es Andreas, es kommt Andreas und Philippus, und sie sagen es
- Jesus. $23$ Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die
- Stunde ist gekommen, daβ der Sohn des Menschen verherrlicht
- werde. $24$ Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das
- Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;
- wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. $25$ Wer sein
- Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser
- Welt haβt, wird es zum ewigen Leben bewahren. $26$ Wenn mir
- jemand dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch
- mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn
- ehren. $27$ Jetzt ist meine Seele bestürzt. Und was soll ich
- sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde? Doch darum bin ich
- in diese Stunde gekommen. $28$ Vater, verherrliche deinen
- Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe [ihn]
- verherrlicht und werde [ihn] auch wieder verherrlichen. $29$
- Die Volksmenge nun, die dastand und zuhörte, sagte, es habe
- gedonnert; andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet. $30$
- Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese
- Stimme geschehen, sondern um euretwillen. $31$ Jetzt ist das
- Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt
- hinausgeworfen werden. $32$ Und ich, wenn ich von der Erde
- erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. $33$ Dies aber sagte
- er, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte. $34$ Die
- Volksmenge antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetz gehört, daβ
- der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, daβ der Sohn
- des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des
- Menschen? $35$ Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine
- Zeit ist das Licht unter euch; wandelt, während ihr das Licht
- habt, damit nicht Finsternis euch ergreife. Und wer in der
- Finsternis wandelt, weiβ nicht, wohin er geht. $36$ Während
- ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des
- Lichtes werdet. Dies redete Jesus und ging weg und verbarg sich
- vor ihnen.
-
- \12\
- Unglaube und Glaube bei den Juden.
-
- $37$ Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte,
- glaubten sie nicht an ihn, $38$ damit das Wort des Propheten
- Jesaja erfüllt würde, das er sprach: `Herr, wer hat unserer
- Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart
- worden? $39$ Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja
- wieder gesagt hat: $40$ `Er hat ihre Augen verblendet und ihr
- Herz verstockt, daβ sie nicht mit den Augen sehen und mit dem
- Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile. $41$
- Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm
- redete. $42$ Dennoch aber glaubten auch von den Obersten
- viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie [ihn]
- nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden;
- $43$ denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die
- Ehre bei Gott.
-
- \12\
- Abschluβ der öffentlichen Wirksamkeit Jesu: Folgen des Glaubens
- und des Unglaubens.
-
- $44$ Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt
- nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; $45$ und
- wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. $46$ Ich bin
- als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt,
- nicht in der Finsternis bleibe; $47$ und wenn jemand meine
- Worte hört und nicht befolgt, so richte ich ihn nicht, denn ich
- bin nicht gekommen, daβ ich die Welt richte, sondern daβ ich die
- Welt errette. $48$ Wer mich verwirft und meine Worte nicht
- annimmt, hat den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet
- habe, das wird ihn richten am letzten Tag. $49$ Denn ich habe
- nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich
- gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was
- ich reden soll; $50$ und ich weiβ, daβ sein Gebot ewiges
- Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater
- gesagt hat.
-
- \13\
- Die Fuβwaschung.
-
- $1$ Vor dem Passahfest aber, als Jesus wuβte, daβ seine
- Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen -
- da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte
- er sie bis ans Ende. $2$ Und während des Abendessens, als der
- Teufel schon dem Judas, Simons [Sohn], dem Iskariot, es ins Herz
- gegeben hatte, daβ er ihn überliefere, $3$ steht [Jesus] - im
- Bewuβtsein, daβ der Vater ihm alles in die Hände gegeben und daβ
- er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe - $4$ von dem
- Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein
- leinenes Tuch und umgürtete sich. $5$ Dann gieβt er Wasser in
- das Waschbecken und fing an, die Füβe der Jünger zu waschen und
- mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
- $6$ Er kommt nun zu Simon Petrus, und der spricht zu ihm:
- Herr, du wäschst meine Füβe? $7$ Jesus antwortete und sprach
- zu ihm: Was ich tue, weiβt du jetzt nicht, du wirst es aber
- nachher verstehen. $8$ Petrus spricht zu ihm: Du sollst
- nimmermehr meine Füβe waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich
- dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir. $90$ Simon
- Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füβe allein, sondern
- auch die Hände und das Haupt. $10$ Jesus spricht zu ihm: Wer
- gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die
- Füβe, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.
- $11$ Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte
- er: Ihr seid nicht alle rein.
-
- $12$ Als er nun ihre Füβe gewaschen und seine Oberkleider
- genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu
- ihnen: Wiβt ihr, was ich euch getan habe? $13$ Ihr nennt mich
- Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. $14$
- Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füβe gewaschen habe,
- so seid auch ihr schuldig, einander die Füβe zu waschen. $15$
- Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daβ auch ihr tut, wie
- ich euch getan habe. $16$ Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
- Ein Sklave ist nicht gröβer als sein Herr, noch ein Gesandter
- gröβer, als der ihn gesandt hat. $17$ Wenn ihr dies wiβt,
- glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.
-
- \13\
- Bezeichnung des Verräters.
- #
- Mt 26,20-25; Mk 14,17-21; Lk 22,14.21-23
- #
- $18$ Ich rede nicht von euch allen, ich weiβ, welche ich
- erwählt habe; aber damit die Schrift erfüllt würde: `Der mit mir
- das Brot iβt, hat seine Ferse gegen mich aufgehoben. $19$ Von
- jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es
- geschieht, glaubt, daβ ich es bin. $20$ Wahrlich, wahrlich,
- ich sage euch: Wer aufnimmt, wen ich senden werde, nimmt mich
- auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt
- hat.
-
- $21$ Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist
- erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich
- sage euch: Einer von euch wird mich überliefern. $22$ Da
- blickten die Jünger einander an, in Verlegenheit darüber, von
- wem er rede. $23$ Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte,
- lag zu Tisch an der Brust Jesu. $24$ Diesem nun winkt Simon
- Petrus und spricht zu ihm: Sage, wer es ist, von dem er spricht.
- $25$ Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht zu ihm:
- Herr, wer ist es? $26$ Jesus antwortete: Der ist es, dem ich
- den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde. Und als
- er den Bissen eingetaucht hatte, nimmt er ihn und gibt ihn dem
- Judas, Simons [Sohn], dem Ischarioth. $27$ Und nach dem
- Bissen fuhr dann der Satan in ihn. Jesus spricht nun zu ihm: Was
- du tust, tu schnell! $28$ Keiner aber von den zu Tisch
- Liegenden verstand, wozu er ihm dies sagte: $29$ Denn einige
- meinten, weil Judas die Kasse hatte, daβ Jesus zu ihm sage:
- Kaufe, was wir für das Fest benötigen, oder daβ er den Armen
- etwas geben solle. $30$ Als nun jener den Bissen genommen
- hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht.
-
- \13\
- Das neue Gebot: Liebe.
-
- $31$ Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist
- der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in
- ihm. $32$ Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, so wird auch
- Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und er wird ihn sogleich
- verherrlichen. $33$ Kinder, noch eine kleine Weile bin ich
- bei euch; ihr werdet mich suchen, und wie ich den Juden sagte:
- Wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen, so sage ich jetzt
- auch euch. $34$ Ein neues Gebot gebe ich euch, daβ ihr
- einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr
- einander liebt. $35$ Daran werden alle erkennen, daβ ihr
- meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
-
- \13\
- Ankündigung der Verleugnung durch Petrus.
- #
- Mt 26,31-35; Mk 14,27-31; Lk 22,31-34
- #
- $36$ Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wohin gehst du? Jesus
- antwortete ihm: Wohin ich gehe, [dorthin] kannst du mir jetzt
- nicht folgen; du wirst mir aber später folgen. $37$ Petrus
- spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen?
- Mein Leben will ich für dich lassen. $38$ Jesus antwortet:
- Dein Leben willst du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich
- sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal
- verleugnet hast.
-
- \14\
- Hingang zum Vater und Wiederkunft - Offenbarung des Vaters.
-
- $1$ Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott,
- glaubt auch an mich. $2$ Im Hause meines Vaters sind viele
- Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben:
- Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? $3$ Und wenn ich
- hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und
- werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.
- $4$ Und wohin ich gehe, dahin wiβt ihr den Weg. $5$ Thomas
- spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie
- können wir den Weg wissen? $6$ Jesus spricht zu ihm: Ich bin
- der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater
- als nur durch mich. $7$ Wenn ihr mich erkannt habt, werdet
- ihr auch meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn
- und habt ihn gesehen. $8$ Philippus spricht zu ihm: Herr,
- zeige uns den Vater, und es genügt uns. $9$ Jesus spricht zu
- ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht
- erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.
- Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? $10$ Glaubst du nicht,
- daβ ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte,
- die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater
- aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. $11$ Glaubt mir,
- daβ ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber
- nicht, so glaubt mir um der Werke selbst willen. $12$
- Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird
- auch die Werke tun, die ich tue, und wird gröβere als diese tun,
- weil ich zum Vater gehe. $13$ Und was ihr bitten werdet in
- meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht
- werde im Sohn. $14$ Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem
- Namen, so werde ich es tun.
-
- \14\
- Sendung des Sachwalters.
-
- $15$ Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten;
- $16$ und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen
- anderen Beistand geben, daβ er bei euch sei in Ewigkeit, $17$
- den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil
- sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er
- bleibt bei euch und wird in euch sein. $18$ Ich werde euch
- nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. $19$ Noch ein
- Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich:
- weil ich lebe, werdet auch ihr leben. $20$ An jenem Tag
- werdet ihr erkennen, daβ ich in meinem Vater bin und ihr in mir
- und ich in euch. $21$ Wer meine Gebote hat und sie hält, der
- ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem
- Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst
- ihm offenbaren. $22$ Judas, nicht der Ischarioth, spricht zu
- ihm: Herr, wie kommt es, daβ du dich uns offenbaren willst und
- nicht der Welt? $23$ Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn
- jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater
- wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei
- ihm machen. $24$ Wer mich nicht liebt, hält meine Worte
- nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des
- Vaters, der mich gesandt hat. $25$ Dies habe ich zu euch
- geredet, während ich bei euch weile. $26$ Der Beistand aber,
- der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen,
- der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich
- euch gesagt habe. $27$ Frieden lasse ich euch, meinen Frieden
- gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz
- werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam. $28$ Ihr habt
- gehört, daβ ich euch gesagt habe: Ich gehe hin, und ich komme zu
- euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, daβ ich
- zum Vater gehe, denn der Vater ist gröβer als ich. $29$ Und
- jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr
- glaubt, wenn es geschieht. $30$ Ich werde nicht mehr vieles
- mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in
- mir; $31$ aber damit die Welt erkenne, daβ ich den Vater
- liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat. - Steht auf,
- laβt uns von hier fortgehen!
-
- \15\
- Der wahre Weinstock.
-
- $1$ Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der
- Weingärtner. $2$ Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt,
- die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er,
- daβ sie mehr Frucht bringe. $3$ Ihr seid schon rein um des
- Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. $4$ Bleibt in
- mir und ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht
- bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht,
- ihr bleibt denn in mir. $5$ Ich bin der Weinstock, ihr seid
- die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel
- Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. $6$ Wenn
- jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die
- Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer,
- und sie verbrennen. $7$ Wenn ihr in mir bleibt und meine
- Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und
- es wird euch geschehen. $8$ Hierin wird mein Vater
- verherrlicht, daβ ihr viel Frucht bringt und meine Jünger
- werdet.
-
- \15\
- Das Gebot der Liebe.
-
- $9$ Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch
- geliebt; bleibt in meiner Liebe. $10$ Wenn ihr meine Gebote
- haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die
- Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
- $11$ Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in
- euch sei und eure Freude völlig werde. $12$ Dies ist mein
- Gebot, daβ ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.
- $13$ Gröβere Liebe hat niemand als die, daβ er sein Leben
- hingibt für seine Freunde. $14$ Ihr seid meine Freunde, wenn
- ihr tut, was ich euch gebiete. $15$ Ich nenne euch nicht mehr
- Sklaven, denn der Sklave weiβ nicht, was sein Herr tut; euch
- aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von
- meinem Vater gehört, euch kundgetan habe. $16$ Ihr habt nicht
- mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch gesetzt,
- daβ ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit,
- was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.
- $17$ Dies gebiete ich euch, daβ ihr einander liebt!
-
- \15\
- Ankündigung von Verfolgungen.
-
- $18$ Wenn die Welt euch haβt, so wiβt, daβ sie mich vor euch
- gehaβt hat. $19$ Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt
- das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern
- ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haβt euch die Welt.
- $20$ Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave
- ist nicht gröβer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben,
- werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten
- haben, werden sie auch das eure halten. $21$ Aber dies alles
- werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht
- kennen, der mich gesandt hat. $22$ Wenn ich nicht gekommen
- wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde;
- jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde. $23$ Wer
- mich haβt, haβt auch meinen Vater. $24$ Wenn ich nicht die
- Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so
- hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie [sie] gesehen und
- [doch] sowohl mich als auch meinen Vater gehaβt. $25$ Aber
- [dies geschieht], damit das Wort erfüllt würde, das in ihrem
- Gesetz geschrieben steht: `Sie haben mich ohne Ursache gehaβt.
- $26$ Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem
- Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater
- ausgeht, so wird der von mir zeugen. $27$ Aber auch ihr
- zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
-
- \16\
-
- $1$ Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht
- ärgert. $2$ Sie werden euch aus der Synagoge ausschlieβen; es
- kommt sogar die Stunde, daβ jeder, der euch tötet, meinen wird,
- Gott einen Opferdienst darzubringen. $3$ Und dies werden sie
- tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. $4$
- Dies aber habe ich zu euch geredet, damit ihr, wenn die Stunde
- gekommen ist, daran gedenkt, daβ ich es euch gesagt habe. Dies
- aber habe ich euch von Anfang an nicht gesagt, weil ich bei euch
- war.
-
- \16\
- Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes.
-
- $5$ Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und
- niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du? $6$ sondern weil
- ich dies zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz
- erfüllt. $7$ Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch
- nützlich, daβ ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der
- Beistand nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich
- ihn zu euch senden. $8$ Und wenn er gekommen ist, wird er die
- Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.
- $9$ Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; $10$ von
- Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht
- mehr seht; $11$ von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt
- gerichtet ist.
-
- $12$ Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es
- jetzt nicht tragen. $13$ Wenn aber jener, der Geist der
- Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit
- leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er
- hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch
- verkündigen. $14$ Er wird mich verherrlichen, denn von dem
- Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. $15$ Alles, was
- der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, daβ er von dem Meinen
- nimmt und euch verkündigen wird.
-
- \16\
- Trost und Freude im Blick auf Jesu Abscheiden und Wiederkehr.
-
- $16$ Eine kleine [Weile], und ihr seht mich nicht, und wieder
- eine kleine [Weile], und ihr werdet mich sehen. $17$ Es
- sprachen nun einige von seinen Jüngern zueinander: Was ist das,
- was er zu uns sagt: Eine kleine [Weile], und ihr seht mich
- nicht, und wieder eine kleine [Weile], und ihr werdet mich
- sehen, und: Ich gehe hin zum Vater? $18$ Sie sprachen nun:
- Was ist das für eine `kleine [Weile], wovon er redet? Wir wissen
- nicht, was er sagt. $19$ Jesus erkannte, daβ sie ihn fragen
- wollten, und sprach zu ihnen: Forscht ihr darüber miteinander,
- daβ ich sagte: Eine kleine [Weile], und ihr seht mich nicht, und
- wieder eine kleine [Weile], und ihr werdet mich sehen? $20$
- Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, daβ ihr weinen und wehklagen
- werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein,
- aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden. $21$ Die Frau
- hat Traurigkeit, wenn sie gebiert, weil ihre Stunde gekommen
- ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, gedenkt sie nicht mehr
- der Bedrängnis, um der Freude willen, daβ ein Mensch zur Welt
- geboren ist. $22$ Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit;
- aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen,
- und eure Freude nimmt niemand von euch. $23$ Und an jenem Tag
- werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage
- euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er
- euch geben. $24$ Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem
- Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude
- völlig sei. $25$ Dies habe ich in Bildreden zu euch geredet;
- es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildreden zu euch
- sprechen, sondern euch offen von dem Vater verkündigen werde.
- $26$ An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich
- sage euch nicht, daβ ich den Vater für euch bitten werde;
- $27$ denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich
- geliebt und geglaubt habt, daβ ich von Gott ausgegangen bin.
- $28$ Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt
- gekommen; wieder verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.
-
- $29$ Seine Jünger sprechen zu ihm: Siehe, jetzt redest du
- offen und gebrauchst keine Bildrede; $30$ jetzt wissen wir,
- daβ du alles weiβt und nicht nötig hast, daβ dich jemand frage;
- hierdurch glauben wir, daβ du von Gott ausgegangen bist. $31$
- Jesus antwortete ihnen: Glaubt ihr jetzt? $32$ Siehe, es
- kommt die Stunde und ist gekommen, daβ ihr euch zerstreuen
- werdet, ein jeder in seine Heimat und mich allein lassen werdet;
- doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. $33$
- Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In
- der Welt habt ihr Drangsal; aber seid guten Mutes, ich habe die
- Welt überwunden.
-
- \17\
- Das hohepriesterliche Gebet.
-
- $1$ Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und
- sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen
- Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, $2$ wie du ihm
- Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, daβ er allen, die du
- ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. $3$ Dies aber ist das
- ewige Leben, daβ sie dich, den allein wahren Gott, und den du
- gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. $4$ Ich habe dich
- verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du
- mir gegeben hast, daβ ich es tun sollte. $5$ Und nun
- verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der
- Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
-
- $6$ Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir
- aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie
- gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. $7$ Jetzt haben sie
- erkannt, daβ alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; $8$
- denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben,
- und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daβ ich von
- dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, daβ du mich gesandt
- hast. $9$ Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich,
- sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein
- $10$ - und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist,
- mein -, und ich bin in ihnen verherrlicht. $11$ Und ich bin
- nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich
- komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den
- du mir gegeben hast, daβ sie eins seien wie wir. $12$ Als ich
- bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir
- gegeben hast; und ich habe [sie] behütet, und keiner von ihnen
- ist verloren als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift
- erfüllt werde. $13$ Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses
- rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich
- haben. $14$ Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt
- hat sie gehaβt, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht
- von der Welt bin. $15$ Ich bitte nicht, daβ du sie aus der
- Welt wegnimmst, sondern daβ du sie bewahrst vor dem Bösen.
- $16$ Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt
- bin. $17$ Heilige sie durch die Wahrheit: dein Wort ist
- Wahrheit. $18$ Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe
- auch ich sie in die Welt gesandt; $19$ und ich heilige mich
- selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.
- $20$ Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für
- die, welche durch ihr Wort an mich glauben, $21$ damit sie
- alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, daβ auch
- sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daβ du mich
- gesandt hast. $22$ Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben
- hast, habe ich ihnen gegeben, daβ sie eins seien, wie wir eins
- sind $23$ - ich in ihnen und du in mir -, daβ sie in eins
- vollendet seien, damit die Welt erkenne, daβ du mich gesandt und
- sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. $24$ Vater, ich
- will, daβ die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien,
- wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir
- gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der
- Welt. $25$ Gerechter Vater! - Und die Welt hat dich nicht
- erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt,
- daβ du mich gesandt hast. $26$ Und ich habe ihnen deinen
- Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du
- mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.
-
- \18\
- Jesu Gefangennahme.
- #
- Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Lk 22,47-53
- #
- $1$ Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern
- hinaus über den Bach Kidron, wo ein Garten war, in den er
- hineinging, er und seine Jünger. $2$ Aber auch Judas, der ihn
- überlieferte, wuβte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen
- Jüngern zusammen war. $3$ Als nun Judas die Schar und von den
- Hohenpriestern und Pharisäern Diener genommen hatte, kommt er
- dahin mit Leuchten und Fackeln und Waffen. $4$ Jesus nun, der
- alles wuβte, was über ihn kommen würde, ging hinaus und sprach
- zu ihnen: Wen sucht ihr? $5$ Sie antworteten ihm: Jesus, den
- Nazoräer. Er spricht zu ihnen: Ich bin}s. Aber auch Judas, der
- ihn überlieferte, stand bei ihnen. $6$ Als er nun zu ihnen
- sagte: Ich bin}s, wichen sie zurück und fielen zu Boden. $7$
- Da fragte er sie wieder: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen:
- Jesus, den Nazoräer. $8$ Jesus antwortete: Ich habe euch
- gesagt, daβ ich es bin; wenn ihr nun mich sucht, so laβt diese
- gehen; $9$ damit das Wort erfüllt würde, das er sprach: Von
- denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.
- $10$ Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es und
- schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr
- ab. Der Name des Knechtes aber war Malchus. $11$ Da sprach
- Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Den Kelch,
- den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?
-
- \18\
- Verhör durch Hannas - Verleugnung durch Petrus.
- #
- Mt 26,57-75; Mk 14,53-72; Lk 22,54-71
- #
- $12$ Die Schar nun und der Oberst und die Diener der Juden
- nahmen Jesus und banden ihn; $13$ und sie führten ihn zuerst
- hin zu Hannas, denn er war Schwiegervater des Kaiphas, der jenes
- Jahr Hoherpriester war. $14$ Kaiphas aber war es, der den
- Juden geraten hatte, es sei nützlich, daβ ein Mensch für das
- Volk sterbe. $15$ Simon Petrus aber folgte Jesus und ein
- anderer Jünger. Dieser Jünger aber war dem Hohenpriester bekannt
- und ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohenpriesters. $16$
- Petrus aber stand an der Tür drauβen. Da ging der andere Jünger,
- der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und sprach mit der
- Türhüterin und führte Petrus hinein. $17$ Da spricht die
- Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch du [einer] von
- den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin}s nicht. $18$
- Es standen aber die Knechte und die Diener da, die ein
- Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich;
- Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich. $19$ Der
- Hohepriester nun fragte Jesus über seine Jünger und über seine
- Lehre. $20$ Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der
- Welt geredet; ich habe allezeit in der Synagoge und in dem
- Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen
- habe ich nichts geredet. $21$ Was fragst du mich? Frage die,
- welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese
- wissen, was ich gesagt habe. $22$ Als er aber dies sagte, gab
- einer der Diener, der dabeistand, Jesus einen Schlag [ins
- Gesicht] und sagte: Antwortest du so dem Hohenpriester? $23$
- Jesus antwortete ihm: Wenn ich schlecht geredet habe, so gib
- Zeugnis von dem Schlechten; wenn aber recht, was schlägst du
- mich? $24$ Hannas nun sandte ihn gebunden zu Kaiphas, dem
- Hohenpriester.
-
- $25$ Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen
- sie zu ihm: Bist nicht auch du [einer] von seinen Jüngern? Er
- leugnete und sprach: Ich bin}s nicht. $26$ Es spricht einer
- von den Knechten des Hohenpriesters, der ein Verwandter dessen
- war, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht in
- dem Garten bei ihm? $27$ Da leugnete Petrus wieder; und
- gleich darauf krähte der Hahn.
-
- \18\
- Verhör durch Pilatus.
- #
- Mt 27,2.11-26; Mk 15,1-15; Lk 23,1-5.13-25
- #
- $28$ Sie führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium; es
- war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das
- Prätorium, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das
- Passah essen könnten. $29$ Pilatus ging nun zu ihnen hinaus
- und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?
- $30$ Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wenn dieser nicht
- ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben.
- $31$ Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmt ihr ihn und richtet
- ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns
- nicht erlaubt, jemanden zu töten; $32$ damit das Wort Jesu
- erfüllt würde, das er sprach, um anzudeuten, welches Todes er
- sterben sollte.
-
- $33$ Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium und rief
- Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden? $34$
- Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst, oder haben dir
- andere von mir gesagt? $35$ Pilatus antwortete: Bin ich etwa
- ein Jude? Deine Nation und die Hohenpriester haben dich mir
- überliefert. Was hast du getan? $36$ Jesus antwortete: Mein
- Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt
- wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht
- überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.
- $37$ Da sprach Pilatus zu ihm: Also, du bist ein König? Jesus
- antwortete: Du sagst es, daβ ich ein König bin. Ich bin dazu
- geboren und dazu in die Welt gekommen, daβ ich für die Wahrheit
- Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine
- Stimme. $38$ Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und
- als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und
- spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm; $39$ es
- ist aber ein Brauch bei euch, daβ ich euch an dem Passah einen
- losgebe. Wollt ihr nun, daβ ich euch den König der Juden
- losgebe? $40$ Da schrien wieder alle und sagten: Nicht
- diesen, sondern den Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.
-
- \19\
- Geiβelung und Verurteilung.
- #
- V. 1-5: Mt 27,26-31; Mk 15,15-20
- #
- $1$ Dann nahm nun Pilatus Jesus und lieβ ihn geiβeln. $2$
- Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie
- auf sein Haupt und warfen ihm ein Purpurkleid um; $3$ und sie
- kamen zu ihm und sagten: Sei gegrüβt, König der Juden! Und sie
- gaben ihm Schläge [ins Gesicht]. $4$ Und Pilatus ging wieder
- hinaus und spricht zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch
- heraus, damit ihr wiβt, daβ ich keinerlei Schuld an ihm finde.
- $5$ Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das
- Purpurkleid. Und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch! $6$
- Als ihn nun die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie
- und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! Pilatus spricht zu ihnen:
- Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld
- an ihm. $7$ Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz,
- und nach dem Gesetz muβ er sterben, weil er sich selbst zu
- Gottes Sohn gemacht hat. $8$ Als nun Pilatus dieses Wort
- hörte, fürchtete er sich noch mehr; $9$ und er ging wieder
- hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du?
- Jesus aber gab ihm keine Antwort. $10$ Da spricht Pilatus zu
- ihm: Redest du nicht mit mir? Weiβt du nicht, daβ ich Macht
- habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu kreuzigen?
- $11$ Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über mich,
- wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat der, welcher
- mich dir überliefert hat, gröβere Sünde. $12$ Daraufhin
- suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden aber schrien und
- sagten: Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund
- nicht; jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich
- dem Kaiser. $13$ Als nun Pilatus diese Worte hörte, führte er
- Jesus hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl an einen Ort,
- genannt Steinpflaster, auf hebräisch aber Gabbatha. $14$ Es
- war aber Rüsttag des Passah; es war um die sechste Stunde. Und
- er spricht zu den Juden: Siehe, euer König! $15$ Sie aber
- schrien: Weg, weg! kreuzige ihn! Pilatus spricht zu ihnen: Euren
- König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir
- haben keinen König auβer dem Kaiser. $16$ Dann nun lieferte
- er ihn an sie aus, daβ er gekreuzigt würde. Sie aber nahmen
- Jesus hin und führten ihn fort.
-
- \19\
- Golgatha: Kreuzigung.
- #
- Mt 27,32-44; Mk 15,21-32; Lk 23,26-43
- #
- $17$ Und er selbst trug sein Kreuz und ging hinaus nach der
- Stätte, genannt Schädelstätte, die auf hebräisch Golgatha heiβt,
- $18$ wo sie ihn kreuzigten, und zwei andere mit ihm, auf
- dieser und auf jener Seite, Jesus aber in der Mitte. $19$
- Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift und setzte sie auf das
- Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus, der Nazoräer, der König
- der Juden. $20$ Diese Aufschrift nun lasen viele von den
- Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei
- der Stadt; und es war geschrieben auf hebräisch, griechisch
- [und] lateinisch. $21$ Die Hohenpriester der Juden sagten nun
- zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern daβ
- jener gesagt hat: Ich bin König der Juden. $22$ Pilatus
- antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
-
- $23$ Die Soldaten nun nahmen, als sie Jesus gekreuzigt
- hatten, seine Kleider - und machten vier Teile, einem jeden
- Soldaten einen Teil - und das Unterkleid. Das Unterkleid aber
- war ohne Naht, von oben an durchgewebt. $24$ Da sprachen sie
- zueinander: Laβt es uns nicht zerreiβen, sondern darum losen,
- wessen es sein soll; damit die Schrift erfüllt würde, die
- spricht: `Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über
- mein Gewand haben sie das Los geworfen. Die Soldaten nun haben
- dies getan.
-
- $25$ Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die
- Schwester seiner Mutter, Maria, des Kleopas [Frau] und Maria
- Magdalena. $26$ Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger,
- den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau,
- siehe, dein Sohn! $27$ Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe,
- deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu
- sich.
-
- \19\
- Golgatha: Tod.
- #
- V. 28-30: Mt 27,45-50; Mk 15,33-37; Lk 23,44-46
- #
- $28$ Danach, da Jesus wuβte, daβ alles schon vollbracht war,
- spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
- $29$ Es stand nun dort ein Gefäβ voll Essig. Sie aber füllten
- einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und
- brachten ihn an seinen Mund. $30$ Als nun Jesus den Essig
- genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das
- Haupt und übergab den Geist.
-
- $31$ Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber nicht
- am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war - denn der Tag
- jenes Sabbats war groβ -, daβ ihre Beine gebrochen und sie
- abgenommen werden möchten. $32$ Da kamen die Soldaten und
- brachen die Beine des ersten und des anderen, der mit ihm
- gekreuzigt war. $33$ Als sie aber zu Jesus kamen und sahen,
- daβ er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht,
- $34$ sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer
- seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. $35$
- Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist
- wahr; und er weiβ, daβ er sagt, [was] wahr [ist], damit auch ihr
- glaubt. $36$ Denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt
- würde: `Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden. $37$ Und
- wieder sagt eine andere Schrift: `Sie werden den anschauen, den
- sie durchstochen haben.
-
- \19\
- Grablegung.
- #
- Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Lk 23,50-56
- #
- $38$ Danach aber bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger
- Jesu war, aber ein geheimer, aus Furcht vor den Juden, den
- Pilatus, daβ er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus
- erlaubte es. Er kam nun und nahm den Leib Jesu ab. $39$ Es
- kam aber auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen
- war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr
- hundert Pfund. $40$ Sie nahmen nun den Leib Jesu und
- wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie
- es bei den Juden zu bestatten Sitte ist. $41$ Es war aber an
- dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und in dem Garten
- eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war.
- $42$ Dorthin nun legten sie Jesus, wegen des Rüsttags der
- Juden, weil die Gruft nahe war.
-
- \20\
- Das leere Grab des Auferstandenen
- #
- Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Lk 24,1-12
- #
- $1$ An dem ersten Wochentag aber kommt Maria Magdalena früh,
- als es noch finster war, zur Gruft und sieht den Stein von der
- Gruft weggenommen. $2$ Sie läuft nun und kommt zu Simon
- Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte, und
- spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen,
- und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. $3$ Da ging
- Petrus hinaus und der andere Jünger, und sie gingen zu der
- Gruft. $4$ Die beiden aber liefen zusammen, und der andere
- Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zu der
- Gruft; $5$ und als er sich vornüberbückt, sieht er die
- Leinentücher daliegen; doch ging er nicht hinein. $6$ Da
- kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und ging hinein in die Gruft
- und sieht die Leinentücher daliegen $7$ und das Schweiβtuch,
- das auf seinem Haupt war, nicht zwischen den Leinentüchern
- liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem [besonderen]
- Ort. $8$ Da ging nun auch der andere Jünger hinein, der
- zuerst zu der Gruft kam, und er sah und glaubte. $9$ Denn sie
- verstanden die Schrift noch nicht, daβ er aus den Toten
- auferstehen muβte. $10$ Da gingen nun die Jünger wieder heim.
-
- \20\
- Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena.
-
- $11$ Maria aber stand drauβen bei der Gruft und weinte. Als
- sie nun weinte, bückte sie sich vornüber in die Gruft $12$
- und sieht zwei Engel in weiβen [Kleidern] dasitzen, einen bei
- dem Haupt und einen bei den Füβen, wo der Leib Jesu gelegen
- hatte. $13$ Und jene sagen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie
- spricht zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen und ich
- nicht weiβ, wo sie ihn hingelegt haben. $14$ Als sie dies
- gesagt hatte, wandte sie sich zurück und sieht Jesus dastehen;
- und sie wuβte nicht, daβ es Jesus war. $15$ Jesus spricht zu
- ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie, in der Meinung, es
- sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen,
- so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn
- wegholen. $16$ Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet sich
- um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heiβt Lehrer.
- $17$ Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin
- noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern
- und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem
- Vater und zu meinem Gott und eurem Gott. $18$ Maria Magdalena
- kommt und verkündet den Jüngern, daβ sie den Herrn gesehen und
- er dies zu ihr gesagt habe.
-
- \20\
- Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern.
-
- $19$ Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche,
- und die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden
- verschlossen waren, kam Jesus und trat in die Mitte und spricht
- zu ihnen: Friede euch! $20$ Und als er dies gesagt hatte,
- zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die
- Jünger, als sie den Herrn sahen. $21$ Jesus sprach nun wieder
- zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende
- ich auch euch. $22$ Und als er dies gesagt hatte, hauchte er
- sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! $23$
- Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben,
- wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie [ihm] behalten.
-
- $24$ Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling,
- war nicht bei ihnen, als Jesus kam. $25$ Da sagten die
- anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber
- sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der
- Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege
- meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben. $26$
- Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas
- bei ihnen. [Da] kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren,
- und trat in die Mitte und sprach: Friede euch! $27$ Dann
- spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine
- Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite,
- und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. $28$ Thomas
- antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! $29$
- Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du
- geglaubt. Glückselig [sind], die nicht gesehen und [doch]
- geglaubt haben!
-
- \20\
- Zweck dieses Buches.
-
- $30$ Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den
- Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind.
- $31$ Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daβ Jesus
- der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den
- Glauben Leben habt in seinem Namen.
-
- \21\
- Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern am See Tiberias.
-
- $1$ Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am
- See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: $2$ Simon
- Petrus und Thomas, genannt Zwilling, und Nathanael, der von Kana
- in Galiläa war, und die [Söhne] des Zebedäus und zwei andere von
- seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen:
- $3$ Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen
- mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Schiff; und in
- jener Nacht fingen sie nichts. $4$ Als aber schon der frühe
- Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wuβten die Jünger
- nicht, daβ es Jesus war. $5$ Jesus spricht nun zu ihnen:
- Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
- $6$ Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten
- Seite des Schiffes aus, und ihr werdet finden. Da warfen sie es
- aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr ziehen.
- $7$ Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist
- der Herr. Simon Petrus nun, als er hörte, daβ es der Herr sei,
- gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf sich in
- den See. $8$ Die anderen Jünger aber kamen in dem Boot - denn
- sie waren nicht weit vom Land, sondern etwa zweihundert Ellen -
- und zogen das Netz mit den Fischen nach. $9$ Als sie nun ans
- Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch
- daraufliegen und Brot. $10$ Jesus spricht zu ihnen: Bringt
- her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. $11$ Da
- ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll groβer Fische,
- hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und obwohl es so viele
- waren, zerriβ das Netz nicht. $12$ Jesus spricht zu ihnen:
- Kommt her, frühstückt! Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu
- fragen: Wer bist du? Denn sie wuβten, daβ es der Herr war.
- $13$ Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und
- ebenso den Fisch. $14$ Dies ist schon das dritte Mal, daβ
- Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten
- auferweckt war.
-
- \21\
- Gespräch mit Petrus.
-
- $15$ Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon
- Petrus: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst du mich mehr als
- diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weiβt, daβ ich dich lieb
- habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer! $16$ Wiederum
- spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes,
- liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weiβt, daβ ich
- dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe! $17$ Er
- spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, hast
- du mich lieb? Petrus wurde traurig, daβ er zum dritten Mal zu
- ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weiβt
- alles; du erkennst, daβ ich dich lieb habe. Jesus spricht zu
- ihm: Weide meine Schafe! $18$ Wahrlich, wahrlich, ich sage
- dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst,
- wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du
- deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und
- hinbringen, wohin du nicht willst. $19$ Dies aber sagte er,
- um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und
- als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!
- $20$ Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen,
- den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine
- Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich
- überliefert? $21$ Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu
- Jesus: Herr, was [soll] aber dieser? $22$ Jesus spricht zu
- ihm: Wenn ich will, daβ er bleibe, bis ich komme, was geht es
- dich an? Folge du mir nach! $23$ Es ging nun dieses Wort
- unter die Brüder aus: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus
- sprach nicht zu ihm, daβ er nicht sterbe, sondern: Wenn ich
- will, daβ er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
-
- \21\
- Schluβwort.
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- $24$ Das ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der
- dies geschrieben hat; und wir wissen, daβ sein Zeugnis wahr ist.
- $25$ Es gibt aber auch viele andere Dinge, die Jesus getan
- hat, und wenn diese alle einzeln niedergeschrieben würden, so
- würde, scheint mir, selbst die Welt die geschriebenen Bücher
- nicht fassen.
-